Junge neue Talente sind sozusagen das Lebenselixier einer Branche, für die ansprechendes Design von essenzieller Bedeutung ist. Aber wie wird man eigentlich Nachwuchsdesigner? Und was treibt junge Talente an? TOP FAIR stellt im Rahmen einer Serie Nachwuchsdesigner aus verschiedenen Produktsegmenten vor und spricht mit ihnen über ihren Werdegang und ihre Projekte. Alle vorgestellten Designer stellten ihre Entwürfe und Produkte im Rahmen der Sonderschau Talents auf der Ambiente 2020 vor.
In der vierten Folge sprechen wir mit den beiden Designerinnen Lenka Preussova und Anna Leschinger, die im Jahr 2018 das Lappa Studio in Prag gegründet haben. Lenka und Anna lernten sich während ihres Studiums an der Prager Kunst- und Designakademie kennen. Das Studio konzentriert sich auf Textildesign und seine akustischen Qualitäten in zeitgenössischen Innenräumen. Die Mission von Lappa ist klar – die Innenräume, in denen wir arbeiten und leben, aufzuweichen. Das Studio erforscht, wie Textildesign und seine akustischen Qualitäten uns helfen können, uns besser zu konzentrieren, zu entspannen oder die Verspieltheit zu steigern. In ihrem Studio im Prager Stadtteil Holešovice arbeiten die Designer an akustischen Raumprodukten und anderen textilen Accessoires für Innenräume. Dazu gehören Vorhänge und Polstermöbel. Ihre Arbeit basiert auf einer umfassenden Annäherung an die menschlichen Bedürfnisse, der Auseinandersetzung mit dem Raum, in dem wir leben, und dem ständigen Bemühen um Innovation.
: Gibt es so etwas wie eine eigene Designphilosophie und was macht gutes Design für Sie aus?
Anna: Wir mögen Dinge, die mit Liebe entworfen und produziert werden. Wir glauben, dass man das am Produkt sehen und fühlen kann. Im Allgemeinen mag ich Designs, die uns das Leben erleichtern und uns dabei unterstützen, gute Rituale im Alltag zu vollziehen. Ein gutes Design sollte uns das Gefühl geben menschlicher zu sein und uns helfen, die täglichen Probleme leichter zu lösen.
Lenka: Das ist auch der Grund, warum wir uns auf raumakustisches Design konzentrieren. Wir lieben es zu erforschen, wie akustischer Komfort im Innenraum unsere Stimmung oder Konzentration beeinflussen kann.
: Haben Sie Designvorbilder im Sinne von Personen oder einzelnen aus Ihrer Sicht besonders gelungenen Designs?
Anna: Ich liebe die minimalistischen Entwürfe von Victor Papanek, der zusammen mit James Hennessey das Buch „Nomadic Furniture“ geschaffen hat. Dieses Buch ist voll von DIY-Projekten, die eine große Inspiration für Menschen waren, selbst Designer zu werden. Obwohl das Buch in den 70er Jahren geschrieben wurde, sind die Entwürfe immer noch cool und auf dem neuesten Stand!
Lenka: Außerdem bewundern wir all die Projekte, die mit nachhaltigen Materialien arbeiten und nach der Innovation suchen. Ich bin zum Beispiel ein großer Fan der Upcycled-Materialien von Sophie Rowley, die alten Denim für neue marmorähnliche Materialien verwendet, oder das Projekt „Forest wool“ von Tamara Orjola, die Kiefernnadeln verwendet, um ein neues, nicht gewebtes Textilmaterial herzustellen.
: Haben Sie unter Ihren eigenen Entwürfen ein Lieblingsdesign? Also beispielsweise einen Entwurf, der besonders gelungen ist oder bei dem eine besondere schwierige Anforderung umgesetzt werden musste?
Lenka: Mir persönlich gefallen unsere Entwürfe, die mit dreidimensionalen Elementen auf der Oberfläche der Paneele arbeiten. Licht und Schatten sind eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration, weil sie das visuelle Erscheinungsbild der Paneele im Laufe des Tages verändern. Abends kann man selbst kreativ werden, indem man das künstliche Licht selbst einstellt und so das Aussehen der Paneele beeinflusst.
Anna: Ich bin immer noch verliebt in unser hintergrundbeleuchtetes Paneel namens Hyperion. Es handelt sich um ein kreisförmiges Paneel mit strukturellem Kern, das von einem der sehr porösen Saturnmonde inspiriert wurde. Wenn man Kreisform und Lichter kombiniert, entsteht ein sehr attraktives Design, das eine magische Atmosphäre in den Innenraum bringt.
: Wie entstehen die eigenen Ideen? Was inspiriert Sie? Gibt es handwerkliche Präferenzen bei der Erstellung von Entwürfen (also Bleistift oder digital?)
Anna: Wir besprechen immer untereinander, was als Nächstes kommen soll. Dann beginnen wir mit dem Zeichnen. Wir mögen klassisches Papier und Stift. Ich denke, es ist immer noch der beste und schnellste Weg, wie man die Ideen aus dem Kopf bekommt. Danach beginnen wir damit, unsere Entwürfe in digitale Form zu bringen. Das gibt uns die Freiheit, mit den Farben zu spielen und nach der richtigen Farbwahl zu suchen. Wir lieben Textil- und Druckdesign, daher konzentrieren wir uns nach der Definition der Form immer auf das Druckdesign selbst.
Lenka: Der einfallsreichste und experimentierfreudigste Moment kommt, wenn wir anfangen, mit unseren eigenen Händen und mit Materialien zu arbeiten. Das ist der Moment, in dem wir die meisten Überraschungen, Fehler und Entdeckungen erleben. Einige unserer erfolgreichen Entwürfe wurden tatsächlich durch einen Fehler entdeckt!
: An welchen Projekten arbeiten Sie gerade?
Anna: Wir arbeiten an einer akustischen Lösung für einen Sitzungssaal im Herzen von Prag, in dem viele farbige Kreise an der Decke schweben werden. Das ist meiner Meinung nach eigentlich der beste Moment in unserer Arbeit, wenn man seine Entwürfe in die Praxis umsetzt und sie dort einsetzt, wo es wirklich hilft, eine bessere Umgebung zu schaffen.
: Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Lenka: Wir wollen vor allem auf Innovation setzen und unsere Produkte ständig verbessern. Die akustischen Anforderungen einiger Räume sind hoch, und wir wollen in der Lage sein, sie zu erfüllen und gleichzeitig ästhetisch ansprechende Lösungen anzubieten. Wir suchen nach nachhaltigen Produktionsweisen und stellen das gesamte Produkt weiterhin ausschließlich vor Ort her.
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